Es ist still...
- •BEKKI•
- Apr 8, 2020
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Updated: Apr 9, 2020

Es ist still. Ein leichter warmer Wind streift über seinen Körper und bewegt die Blätter des großen Baumes unter dem er kniet. Es ist noch dunkel. Mitten in der Nacht ist er hierhergekommen. Doch an Schlaf ist nicht zu denken. Es steht bevor....
Es fröstelt ihn, obwohl der warme Wind nur sanft über seine Wange streicht. Er senkt seinen Kopf, sieht auf seine Knie. Er fühlt sich verlassen. Ihm rinnt der kalte Schweiß übers Gesicht. So als wären es Blutstropfen rinnen sie an seinen Wangen hinunter und tränken den Boden des Gartens. Er hat ANGST!
Er weiß zwar, dass sein Vater bei ihm ist und den ultimativen Plan gemacht hat. Aber er hat trotzdem Angst. Denn er muss sterben...Er kann nicht mehr zurück. Bald werden sie ihn holen. Er wird verurteilt werden und das zum graußigsten Tod, den die Menschheit gerade kennt. Am Kreuz. Schon allein, wenn er an die Schmerzen denkt, schnürt es ihm die Kehle zu...Jetzt muss er allein da durch...Er muss die Schmerzen seines menschlichen Körpers ertragen und sterben. Es schüttelt ihn ein letztes Mal. Die Angst.
Er spricht ein letztes Gebet: Vater, dein Wille geschehe und nicht meiner. Er spürt, wie die Furcht in ihm einer Gewissheit weicht...er atmet aus und weiß: Ich bin bereit, dass dieser Kelch an mir vorübergeht.
Jesus hatte Angst. Wir wissen, wie die Geschichte weitergeht, an die wir uns in diesen Tagen erinnern. Jesus wird von den Männern des jüdischen Rates gefangen genommen und nach einem Prozess, der nicht fair von statten ging, zum Tod am Kreuz verurteilt. Der Kreuzestod. Einer der schlimmsten Tode der damaligen Zeit. Eigentlich wurden damals nur Verbrecher so qualvoll hingerichtet. Und jetzt hängt Jesus da am Kreuz und stirbt...unschuldig.
Mir geht es jedes Jahr aufs Neue so, dass ich mir den Tod von Jesus erst mal bewusst machen muss. Meistens denk ich: Ja, ich bin schon froh, dass Jesus das gemacht hat und dass er uns so eine Möglichkeit gegeben hat, dass wir wieder zu Gott kommen können. Aber gleichzeitig denk ich mir: Was war denn so besonders schlimm an diesem Tod.
Kurz um, wir können uns so einen Tod gar nicht mehr vorstellen, wie schlimm es wirklich war, weil es nicht mehr unsere Lebenswirklichkeit trifft, in der wir leben.
Wir kennen solche Szenen höchstens von Filmen. Antike Geschichtsdokus.
Aber ihr fragt euch jetzt vielleicht genauso wie ich es getan habe: Was hat dann so eine Geschichte mit MIR zu tun? Wie soll ich denn bitteschön nachvollziehen können, was Jesus da gemacht hat, wenn es vor 2000 Jahren passiert ist und ich sowas von keine Ahnung habe, was damals in den Leuten vorgegangen ist.
Ich habe daran lange herumüberlegt und bin zu dem Schluss gekommen: Klar, wir wissen nicht, was Jesus damals im Detail gefühlt hat. Doch in der Bibel, in den Evangelien wird genau das beschrieben, was ich in der Geschichte am Anfang deutlichmachen wollte: Jesus hatte Angst.
Und mit dem Begriff Angst kann wohl jeder etwas anfangen. Darunter kann sich jeder etwas vorstellen. Ja Jesus hatte Angst. Ich habe mich da immer gefragt: Wie kann das denn sein, dass Jesus Angst hatte? Er ist doch Gottes Sohn! Warum hat der denn Angst.
Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Er war eben auch "nur" ein Mensch. Klar er war ein besonderer Mensch. Aber wir Menschen haben eben solche Gefühle, die wir in solchen schwierigen und bedrohlichen Situationen eben fühlen. Jesus hat das eben auch getan.
Und das finde ich das starke an dieser Geschichte mit Ostern. Klar, der Tod war schlimm und es war bestimmt nicht leicht. Aber genau das finde ich, ist das tröstende an dieser Sache: Jesus weiß, wie es uns geht, wenn wir Angst vor dem Tod haben. Das ist nämlich menschlich und ganz und gar nicht verwerflich. Jesus hatte die Angst nämlich auch und sagt mir damit zu: Du darfst Angst haben. Diese Angst ist berechtigt!
Aber was an der Geschichte in meinen Augen das Entscheidenste ist: Jesus weiß genau, an wen er sich wenden darf in seiner Angst. Nämlich an Gott! Er betet und nimmt ihn in seine Angst mit rein. Er versucht sie nicht alleine irgendwie runterzuschlucken, weil er weiß, dass er das nicht hinbekommen würde. Er sucht Schutz bei seinem Vater.
Dieses Wissen um den Schutz ist für mich an diesem Karfreitag nochmal zentral geworden. Egal, was mich gerade plagt und was für Ängste mich gerade beherrschen: Ich bin damit nicht allein. Gott ist mein Vater im Himmel, der mich sieht und mich in dieser Situation gerade sehr gut versteht. Denn Jesus hatte Angst und ich habe Angst. Aber wir sind nicht allein! Anstatt sich die ganze Zeit den Kopf darüber zu zerbrechen, warum das alles passiert, möchte ich meinen Blick an diesem Osterfest auf den ängstlichen Jesus wenden. Der aber nicht alleine gelassen wurde, sondern in der Krise Gottes Schutz und Geborgenheit erfahren durfte.
Ich wünsche euch von Herzen, dass ihr euch in dieser Situation auch an Gott wenden könnt. Er steht mit offenen Armen da und wartet nur darauf, dass du ihm in die Arme fällst. Er liebt dich und möchte dir seine Geborgenheit und Liebe in dieser turbulenten Zeit schenken.
Und das tut er umsonst! Du musst nichts dafür tun, denn er liebt dich so wie du bist!
Ich wünsche dir, dass du seine Liebe, die er am Kreuz gezeigt hat, annehmen kannst.
Denn der Herr ist wahrhaftig auferstanden!
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